Lange Zeit galt die Halbleiterindustrie als Paradebeispiel für eine hochgradig zyklische Branche. Immer wenn die Nachfrage nach Computerchips hoch war, bauten die Hersteller mit Milliardeninvestitionen neue Werke auf, um in der nächsten Rezession auf der Ware sitzen zu bleiben. Da sich die Rechenleistung schneller verdoppelte als der Bitcoin-Kurs in seinen besten Zeiten, verfielen zudem die Preise der auf Halde produzierten Vorräte rasant. Pleiten waren programmiert.

Eine Geschichte aus grauer Vorzeit. Obwohl die Weltkonjunktur sich abzukühlen droht, reißt die Nachfrage nicht ab. Im Gegenteil: Seit mehr als einem Jahr klagt die Wirtschaft über akuten Chipmangel. Halbleiter sind eine zentrale Ressource geworden. Fabriken stehen still, halbfertige Maschinen warten auf ihre Steuereinheiten, Kunden werden ungeduldig.

Nicht nur in Rechnern und ­Smartphones sind heutzutage Chips und Prozessoren verbaut, auch Waschmaschinen, Herde und Kühlschränke haben wegen der Halbleiterknappheit lange Lieferzeiten. Autos sind ohnehin zu rollenden Computern geworden. In naher Zukunft sollen sie mithilfe potenter Bordrechenleistung und intelligenter Netzwerke autonom durch die Straßen steuern. Mit der Folge, dass die Nachfrage nach leistungsstarken Halbleitern einen weiteren Schub bekommt. In der Vorstandsetage von Nvidia, dem mit mehr als 600 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung aktuell wertvollsten Halbleiterkonzern der Erde, reibt man sich schon die Hände. Der Umsatz für 2022 wird auf gut 35 Milliarden Dollar geschätzt. Doch langfristig sehen Analysten das Markt­potenzial für Nvidias Grafikchips bei einer Billion Dollar. Behalten sie recht, steht die Wachstumsstory gerade erst am Anfang.

Auftragsboom in der Auftragsfertigung


Davon profitiert auch die - gemessen am Börsenwert - zweitgrößte Firma der Branche: die Taiwan Semiconductor Manufacturing Corporation, kurz TSMC. Der asiatische Auftragsfertiger zählt nicht nur Nvidia, sondern auch Apple zu den Referenzkunden. Um näher am Auftraggeber zu sein, baut TSMC Werke in den USA. Eine kürzlich vereinbarte Kooperation mit AMD zeigt, dass die Taiwaner ein unverzichtbarer Bestandteil der globalen Lieferkette geworden sind.

Auch der ehemalige Weltmarktführer Intel hat das Geschäftsmodell Auftragsfertigung für sich entdeckt und investiert Milliarden in Deutschland, um nah an der Automobilindustrie zu sein, in deren Produktionskette sich Infineon als Zulieferer längst eingenistet hat. Nebenher sorgt der Trend zu Computerspielen, E-Sports und virtueller Realität (Metaverse) dafür, dass Nachfrageschwäche auf Jahre hinaus kein Thema mehr sein wird.

Da die Bewertungen beim Gros der Chip­aktien - abgesehen von wenigen Ausreißern wie Nvidia - aktuell moderat sind, hat BÖRSE ONLINE einen Index (WKN: DA0 ABM) entwickelt, um den Wandel von der zyklischen Branche zur dauerhaft boomenden Schlüsselindustrie zu monetarisieren. Hierzu hat die Redaktion 15 Hableiterwerte ausgesucht, die neben hohen Wachstumsraten langfristig stabile finanzielle Verhältnisse versprechen. Sollte die Nachfrage in der nächsten Konjunkturflaute wider Erwarten doch abreißen, haben die ausgewählten Unternehmen genügend Substanz, um die Krise zu meistern.

Neben Intel, Infineon und Co bilden Klas­siker wie Samsung, koreanischer Markt­führer für Speicherchips, Qualcomm (Mobilfunkchips) und Texas Instruments (Auto- und Industriechips) den Kern des Portfolios. Der Index bietet weltweite Streuung und durch die Gleichgewichtung aller Aktien zusätzlich die Möglichkeit, dass kleinere, bisher nur Spezialisten bekannte Unternehmen die Performance beflügeln, wenn ihre Aktien besser laufen als die der Dickschiffe. Zu den Titeln aus der zweiten Reihe zählen etwa Synopsis, ein US-Spezialist für Chipdesign, oder Wolfspeed, der ebenfalls in den Vereinigten Staaten beheimatete Weltmarktführer für Halbleiter aus Siliziumkarbid.

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Der von der Redaktion entwickelte BÖRSE ONLINE Chip Power Index (WKN: DA0 ABM) ­umfasst die aus Sicht der Redaktion 15 ­attraktivsten Aktien aus dem globalen Halbleitersektor. Anleger können in ein Zertifikat investieren, das den Index 1 : 1 abbildet. Die darin enthaltenen 15 Werte sind anfänglich mit jeweils 6,67 Prozent gleichgewichtet. Der Index wird halbjährlich wieder auf die ursprüngliche Gewichtung gebracht (Fachsprache: Rebalancing). Für Investoren mit mehr Mut zum Risiko gibt es eine Reihe von Hebelprodukten und Faktorzertifikaten.

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